Zollsiedlung und ehem. Zollhaus Auf Köpfchen

Schon kurz nach der Besetzung des entmilitarisierten Rheinlandes durch die Wehrmacht am 7. März 1936 begann die Planung für ein Befestigungswerk im Westen des Reichs, das von Wesel bis nach Basel reichen sollte. Der sogenannte Westwall wurde außenpolitisch als unüberwindbares Hindernis inszeniert und sollte der Abschreckung dienen. Direkt an der Grenze wurden Höckerlinien als Panzersperren angelegt. Dahinter folgten Bunkersysteme. Am 14. Mai 1939 besichtigten Hitler und Himmler den Westwall und besuchten auch das Zollhaus Auf Köpfchen.

 

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Belgien

 

Zeitzeugen

Die junge Belgierin Netty Butz war nach dem Überfall der Wehrmacht auf Belgien im Mai 1940 nach Frankreich geflohen. Wie viele andere kehrte sie nach einiger Zeit wieder nach Hause zurück. Sie wurde zur Arbeit in Aachen verpflichtet. Da sie französischen Kriegsgefangenen bei der Flucht half, wurde sie in das Frauenkonzentrationslager Ravensbrück deportiert.

Netty Butz wurde zur Arbeit in Aachen verpflichtet. Ihr Weg dorthin führte über einen Grenzweg zwischen Belgien und Deutschland. Auf der deutschen Seite lag ein Bauernhof, auf dem französische Kriegsgefangene Zwangsarbeit leisteten. Netty Butz besorgte den Zwangsarbeitern Zivilkleidung und half ihnen bei der Flucht. Nachdem ein Belgier sie denunzierte, wurde sie von der Gestapo in Aachen verhört und am 29. August 1942 mit einem Gefangenenzug in das Konzentrationslager Ravensbrück deportiert. Netty Butz überlebte und kehrte 1945 mit ihrem Mann Pierre, den sie 1941 geheiratet hatte, nach Belgien zurück.

 

Ehemaliges Zollhaus Auf Köpfchen

Nach 1933 bot Belgien Zuflucht für die aus politischen und rassischen Gründen vom NS-Regime Verfolgten. Grenzstationen wie das Zollhaus Auf Köpfchen und die grüne Grenze mit ihren Feldwegen, Scheunen und Bauernhöfen boten den Verfolgten Unterschlupf, bevor sie weiter ins Landesinnere fliehen konnten.

Belgien galt damals als besonders liberales Aufnahmeland für Verfolgte der Nationalsozialisten. Nachdem die Geflüchteten eine zehn Kilometer breite Grenzzone überwunden hatten, konnten sie sich in Belgien frei bewegen und einer Arbeit nachgehen. Nach 1933 kamen vor allem politisch Verfolgte aus Deutschland nach Belgien, darunter vor allem Kommunisten, Sozialdemokraten und Gewerkschafter. Sie kamen mit der Kleinbahn am Zollhaus Auf Köpfchen an. Auf der deutschen Seite wurden sie von belgischen Freunden und Genossen abgeholt, gingen gemeinsam als Liebespaare getarnt durch den Wald und stiegen auf der belgischen Seite wieder in den Zug. Nach Erlass der Nürnberger Rassengesetze im nationalsozialistischen Deutschland flohen immer mehr Juden über die Grenze nach Belgien. Einige belgische Anwohner halfen aus christlicher und humanistischer Überzeugung bei der Flucht. Die Fluchthilfe als Form des passiven Widerstands gegen das NS-Regime dauerte bis in die Kriegszeit an.

Seit 2002 unterhält der belgisch-deutsche Kulturverein KuKuK e.V., im ehemaligen Zollhaus Auf Köpfchen ein Kunst- und Kulturzentrum.