Das im Mai 1941 in Betrieb genommene Konzentrationslager Natzweiler-Struthof ist das einzige vom NS-Regime errichtete Lager, das heute auf französischem Staatsgebiet liegt. Seine Existenz ist eng verknüpft mit der Expansion des NS-Regimes nach Westeuropa in Gestalt von völkerrechtswidriger Annexion und dem damit verbundenen Terror gegen politische Gegner. Das 2005 eröffnete Europäische Zentrum des deportierten Widerstandskämpfers (CERD) informiert mit seiner Dauerausstellung Engagement, Widerstand, Kampf sowie der Geschichte des Lagers und des KZ-Systems des NS-Regime.
Kontakt
Europäische Zentrum des deportierten Widerstandskämpfer (CERD)
Gelände des ehemaligen KZ Natzweiler ONACVG (Nationalbüro für Veteranen und Kriegsopfer)
Route Départementale 130
67130 Natzwiller
Frankreich
Telefon: + 33 | 0 | 388 | 47 44 67
E-Mail: info@struthof.fr
Webseite: www.struthof.fr
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Pädagogische Angebote, Zeitzeugen und Mediathek
Die Ausbeutung im Zeichen der NS-Ideologie verwandelte ein Skihotel in ein Konzentrationslager. Dafür sorgte die Entdeckung des rosafarbenen Granits der Vogesen. Er wurde für den Architekten des NS-Staates, Albert Speer zum Material für seine Monumentalbauten, die in Stein gehauene NS-Ideologie waren. Sie gaben der Allmacht der selbsternannten ‚Herrenmenschen‘ Gestalt. Der Preis dafür war der Terror gegenüber jedem, den das Regime als Gegner ausgemacht hatte. Die Annexion des Elsass bot dazu die Gelegenheit.
Das Konzentrationslager Natzweiler-Struthof entstand vor dem Hintergrund des Zweiten Weltkrieges und war Bestandteil des auf Effizienz ausgerichteten NS-Lagersystems mit Haupt- und Außenlagern.
Das KZ Natzweiler steht nicht nur für Ausgrenzung und Vernichtung der politischen Gegner und der Widerständigen. Es steht auch für Zwangsarbeit im Dienste der Rüstungsproduktion und damit des Krieges in einer unvorstellbaren Form: als Vernichtung durch Arbeit. Die Niederlage der Deutschen Armee bei Stalingrad im Februar 1943 trieb die Spirale des Terrors und der Ausbeutung menschlicher Arbeitskraft, getragen von der Hoffnung durch die Steigerung der Rüstungsproduktion und der sogenannten ‚Wunderwaffen‘, der V1 und V2-Raketen den Krieg doch noch für sich zu entscheiden.
Das Konzentrationslager Natzweiler-Struthof war von dieser Veränderung betroffen. Dorthin hatte das NS-Regime die Mitglieder der Widerstandsbewegung aus ganz Europa verschleppt. Als der Vormarsch des deutschen Kriegsheers in der Sowjetunion ins Stocken geriet, die Verluste größer und eine Niederlage bevorstand, hatte das auch Auswirkungen auf das Lager im Elsass. Die Rüstungsproduktion wurde in vor den Fliegerangriffen der Allierten bombensichere Gegenden verlagert. Links und rechts des Rheins entstanden auf deutscher und französischer Seite insgesamt 70 Außenkommandos des KZ Natzweilers. Die Inhaftierten mussten dort für die Rüstungsindustrie Zwangsarbeit leisten.
Im Stammlager selbst waren die Gefangenen weiterhin Gewalt und Terror, dem Mord in der Gaskammer oder bei medizinischen Experimenten ausgesetzt. Die Universität Straßburg holte sich dafür aus Natzweiler ihre Opfer. Am 25. November 1944 wurde Natzweiler als erstes KZ befreit, jedoch war das Lager bereits seit dem 2. September geräumt worden. Insgesamt durchliefen 52.000 Deportierte zwischen 1941 und 1945 Natzweiler-Struthof. 22.000 Menschen starben an Hunger, Erschöpfung oder durch Folter, durch medizinische Experimente oder durch Exekution. Die Todesrate lag bei 40 Prozent.
Das 2005 eröffnete Europäische Zentrum des deportierten Widerstandskämpfers (CERD) informiert mit seiner Dauerausstellung Engagement, Widerstand, Kampf sowie der Geschichte des Lagers und des KZ-Systems des NS-Regime. Das Zentrum versteht sich als ein zentraler Ort der Erinnerung an Widerstand und Deportation. Es wurde über dem sogenannten Kartoffelkeller errichtet. Dabei handelt es sich um einen rund 120 Meter langen aus Stahlbeton gegossenen Kellerraum, der von den Inhaftierten errichtet wurde. Seine Funktion ist bislang unbekannt geblieben, aber er ist das Sinnbild für Qual und Terror, denen die Menschen dort ausgesetzt waren.
Hier wie auch in der gesamten Ausstellung folgt die Inszenierung einer besonderen auf Emotionalisierung setzenden Lichtregie. Dazu kommt der Einsatz von neuen Medien in Gestalt der beiden Filme Bonjour mon frère (Regie: Jacques Robert) Vous qui vivez (Regie: Claude Quetel) aus den Jahren 2005. Sie erzählen die Geschichte vom Aufstieg des Faschismus und des Nationalsozialismus in Europa sowie der Entstehung des Widerstandskampfes.
Auf dem Lagergelände sind auf den Geländeterrassen die Umrisse der 17 ehemaligen Baracken mit rotem Schotter belegt. Dort findet sich jeweils eine weiße Steinstele, die auf ein anderes Konzentrationslager hinweist, in dem ebenfalls Franzosen getötet wurden. Der Arrestbunker und das ehemalige Krematorium liegen auf der untersten Terrasse. Am sogenannten Aschengraben unterhalb des Krematoriums findet sich eine Gedenkwand mit Erinnerungstafeln für Einzelpersonen und Gruppen. Außerhalb des Lagerbereichs brennt das Ewige Licht der Toten in der Nähe der Villa des Kommandanten. Oberhalb des Lagerbereichs wurde 1960 die nationale Nekropole errichtet.
Das KZ Natzweiler-Struthof war ein deutsches Konzentrationslager auf ehemaligem und heutigem französischen Staatsgebiet. Das Zentrum für die deportierten Widerstandskämpfer versteht sich daher als ein grenzüberschreitendes Projekt und Teil der europäische Erinnerungskultur. Diese gründet in der Geschichte des Lagers selbst nicht zuletzt aufgrund der aus 31 Nationen stammenden, hier inhaftierten Widerstandskämpfer.
Mai: Inbetriebnahme des KZ Natzweiler-Struthof in unmittelbarer Nähe eines Granitsteinbruchs und unweit des Wintersporthotels Struthof. Darin Sitz der Kommandantur. Haftort für politische Häftlinge aus europäischen Widerstandsbewegungen. Darunter sind auch sogenannte ‚Nacht-und-Nebel-Gefangene‘, die ohne Ankündigung und Information für ihre Angehörigen verschleppt wurden und somit spurlos verschwanden. Die Inhaftierten mussten Zwangsarbeit im Steinbruch leisten, um die NS-Monumentalarchitektur nach den Plänen von Albert Speer zu ermöglichen.
Einsatz der Inhaftierten als Arbeitssklaven in der Rüstungsproduktion, um die nach der Niederlage von Stalingrad für das NS-Regime verloren gehenden Krieg doch noch in einen Sieg umzuwandeln. Gründung von 70 Außenlagern auf der linken, in Elsass und Lothringen sowie auf der rechten Seite des Rheines, im heutigen Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Hessen gelegenen Gebieten. Die Lager wurden vielfach in bombensicheren Tunneln unterirdisch angelegt, in denen die Inhaftierten für die deutsche Rüstungsindustrie als Arbeitssklaven eingesetzt wurden.
Ab dem 2. September 1944 Räumung des Lagers. 6.000 Inhaftierte in Außenlager auf der rechten Rheinseite verbracht.
25. November: Entdeckung des leeren Lagers durch amerikanische Soldaten.
Insgesamt durchliefen 52.000 Deportierte das KZ Natzweiler-Struthof. 22.000 Menschen fielen dem Terror der Wachmannschaften und den medizinischen Experimenten zum Opfer
Mai: Endgültige Befreiung aller Außenlager durch die Alliierten.
Ehemaliger Hinrichtungsplatz mit Galgen als erster Gedenkort.
Lager als Unterkunft für die französische Miliz und später als Internierungslager für Kollaborateure und Kriegsgefangene.
Aufnahme in die Liste der historischen Monumente Frankreichs.
Vier Baracken, Steinbruch, Gaskammer werden unter Denkmalschutz gestellt. Der Rest des Lagers wird abgerissen oder an privat verkauft.
Bestattung von 1.119 französischen KZ-Gefangenen auf dem Friedhof oberhalb der Gedenkstätte.
Eröffnung des Mahnmals mit Friedhof und Gedenkanlage nach dem Plan von Bertrand Monnet und des Bildhauers Lucien Fenaux in Gestalt einer über mehrere Stufen erreichbare 41 Meter hohen, spiralförmig gedrehten, mit weißen Steinen verkleideten Betonsäule. In ihrem Innern stellt die Negativform einer aufrecht stehenden Figur das Bild eines KZ-Gefangenen dar. Im Mittelpunkt des Mahnmals wurde ein unbekannter Deportierter bestattet. Der Bereich befindet sich auf dem ehemaligen SS-Gelände. Die dazu gehörigen Gebäude wurden 1945 abgerissen.
Ausstellung über die Geschichte des Lagers in einer Baracke.
Rechtsextreme Anschläge auf das Gebäude und in Folge dessen Zerstörung. Ausstellung in der wieder aufgebauten Baracke wird neu, aber verkleinert aufgebaut.
Fertigstellung des Ausstellungsgebäudes als mehrteiliger Erinnerungsort. Das Ausstellungsgebäude, wurde nach den Plänen des französischen Architekten Pierre-Louis Faloci errichtet. Es ist der bestehenden Gedenkstätte vorgelagert. Sie besteht aus dem ehemaligen Lagerareal und dem Friedhof.